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  Scheiden, Leiden
  Und bist du fern, und bist du weit
  Und zürnst noch immer mir,
  Doch Tag und Nacht voll Traurigkeit
  Ist all mein Sinn bei dir.
  Ich denk an deine Augen blau
  Und an dein Herz dazu, -
  Ach keine, keine find ich je,
  Die mich so liebt wie du.
 
  Wie stand die Welt in Rosen schön,
  Da ich bei dir noch war,
  Da rauscht es grün von allen Höhn,
  Da schien der Mond so klar.
  Du brachst die Ros', ich küsste dich,
  Ich küsst und sang dazu:
  Wohl keine, keine find ich je,
  Die mich so liebt wie du.
 
  Wohl bin ich frei nun wie der Falk,
  Der über die Berge fliegt,
  Vor dem die Welt, die schöne Welt
  Hell sonnig offen liegt;
  Doch hat der Falk sein heimisch Nest,
  Und wo wird mir einst Ruh?
  Ach keine, keine find ich je,
  Die so mich liebt wie du.
 
  O schlimmer Tag, o schlimme Stund,
  Die uns für immer schied;
  Da sind aus meines Herzens Grund
  Geschieden Freud und Fried.
  Nun such ich wohl durch Land und See
  Und habe nicht Rast noch Ruh;
  Doch keine, keine find ich je,
  Die so mich liebt wie du.
  Emanuel Geibel 1815 - 1884
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