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  O sieh mich nicht so lächelnd an
  O sieh mich nicht so lächelnd an,
  Du Röslein jung, du schlankes Reh!
  Dein Blick, der jedem wohlgetan,
  Mir tut er in der Seele weh;
  Mein Herz wird trüb und trüber
  Bei deiner Freundlichkeit;
  Vorüber ist, vorüber
  Der Liebe Zeit. -
 
  Ja wär ich jung und froh wie du,
  Und wär ich so frisch, und wär ich so rein:
  Wie schlüge mein Herz dem deinen zu,
  Wie könnten wir selig zusammen sein!
  Wie sollte durchs Gemüte
  Mir ziehn ein süßer Traum!
  Doch so - was soll die Blüte
  Am welken Baum?
 
  Mein Leben liegt im Abendrot,
  Deins tritt erst ein in den sonnigen Tag:
  Mein Herz ist starr, mein Herz ist tot,
  Deins hebt erst an den lustigsten Schlag;
  Du schaust nach deinem Glücke
  In goldne Fernen weit,
  Ich blicke schon zurücke
  In alte Zeit.
 
  Drum sieh mich nicht so freundlich an,
  Du Röslein jung, du schlankes Reh!
  Dein Blick, der jedem wohlgetan,
  Mir tut er in der Seele weh.
  Lass scheiden mich und wandern
  Die Welt hinauf, hinab,
  Du findest einen andern,
  Und ich - ein Grab.
  Emanuel Geibel 1815 - 1884
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