Die Verlassene
In des Märzes rauen Tagen
Bist du Freundin mir, Natur!
Alle deine Kinder tragen
Eines dunklen Schmerzes Spur.
Welk geworden sind die Wiesen
Von des Winters hartem Druck,
Und des Waldes stolze Riesen
Stehn so düster, ohne Schmuck.
Selbst die Vögel schlüpfen leise,
Ängstlich fast von Zweig zu Zweig,
Zwitschern kaum noch trübe Weise,
An Gesängen sonst so reich.
Diese Welt, so ohne hoffen,
Wie dem Herzen sie behagt,
Das, dem Glauben allzu offen,
Nun der Liebe Gram zernagt!
Du Natur, mit Muttermilde
Schauest deiner Kinder Schmerz,
Schickst den Lenz in die Gefilde,
Trost zu bringen allerwärts.
Und es grünen neu die Wiesen,
Blumenschimmer sie durchglänzt,
Und des Waldes stolze Riesen
Stehn so freundlich, laubbegränzt.
Unter dichten Blütenflocken
Wird zum heimlich stillen Nest
Seine Braut der Vogel locken -
Halte, Liebchen, halt' ihn fest!
Alles Freude, alles Hoffen!
Flüchte du, mein Herz, verzagt,
Das, dem Glauben allzu offen,
Nun der Liebe Gram zernagt.
Nikolaus Becker 1809 - 1845
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