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  Lieb und Leid
  Wie flüchtig rinnt die Stunde,
  Da in verschwiegner Glut
  Sich neiget Mund zu Munde,
  Und Herz am Herzen ruht!
  Der Mond hört auf zu scheinen,
  Kühl geht des Morgens Hauch,
  Kurz Lachen, langes Weinen,
  Das ist der Liebe Brauch.
 
  Und doch, obgleich sie Leiden
  Allzeit zum Lohne gibt,
  Nie mag von Liebe scheiden,
  Wer einmal recht geliebt.
  Er trägt die heilgen Schmerzen
  Viel lieber in der Brust,
  Als dass er nie im Herzen
  Von solchem Glück gewusst.
  Emanuel Geibel 1815 - 1884
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