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  In Dornen ist sie aufgeblüht
  In Dornen ist sie aufgeblüht
  Die Rose unserer Liebe;
  Zu wehren waren wir bemüht
  Dem ungestümen Triebe.
 
  Ein Händedruck blieb uns genug
  In stillverschwiegner Stunde,
  Und jeder Schlag des Herzens schlug
  Ihm eine neue Wunde.
 
  Geschieden glaubten wir voll Gram
  Für immer unsre Lose,
  Und klagten, wenn der Frühling kam,
  Für unsres Lebens Rose.
 
  Doch plötzlich hat sich über Nacht
  Des Schicksals Schluss gewendet;
  Was kaum gehofft und nie gedacht,
  Von selbst hat sich's vollendet.
 
  Vorbei die Furcht, die uns gewehrt,
  An Dornen uns zu stechen!
  Die Rose, die wir lang begehrt,
  Wir dürfen jetzt sie brechen.
 
  An deiner Brust, die nichts bereut
  Und nichts mehr hat zu klagen,
  Darfst offen du und ungescheut
  Als Zier die Rose tragen.
 
  In ihrer duftgen Farbenglut
  Versenk ich all mein Leiden,
  Und wenn mein Herz an meinem ruht,
  Dann blüht sie zwischen beiden.
 
  Begraben sei in ewger Nacht,
  Was Schlimmes wir erfahren,
  O lass uns unsre Rosenpracht
  Vor neuen Dornen wahren!
  Albert Traeger 1830 - 1912
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